Meldung vom 24. September 2024

Kreisgrabenlage in Rechnitz öffnet Zeitfenster zur Jungsteinzeit

Die „Tage der Kreisgrabenanlage“ in Rechnitz bildeten den Startschuss für eines der Leuchtturmprojekte des Masterplanes Archäologie des Landes Burgenland.

Der Raum Rechnitz war schon in der Jungsteinzeit besiedelt. Das belegen Funde, die nun wissenschaftlich aufgearbeitet und auch präsentiert werden sollen. Langfristig könnte ein ganzes Steinzeitdorf rekonstruiert werden. Besonders bedeutend sind sogenannte Kreisgrabenanlagen. Kreisgrabenanlagen sind ringförmige Erdmonumente, die vermutlich kultische oder astronomische Zwecke hatten.

Am Freitag bekamen Interessierte erste Eindrücke vom Leben in der Jungsteinzeit. Rund 400 Schülerinnen und Schüler aus Rechnitz und Güssing machten mit einer Menschenkette die Kreisgrabenanlage sichtbar. Mehr als 6.500 Jahre ist das Erdmonument in Rechnitz alt.

Es handelt sich um konzentrische, V-förmige Gräben, die ursprünglich rund fünf Meter tief waren, heute unter der Erdoberfläche verborgen und nur von oben erkennbar sind. Als Sichtschutz waren rund um den zentralen Platz Palisadenwände aufgestellt. Deshalb vermutet man in der Forschung auch, dass es sich um einen kultischen Ort, um einen politischen Ort gehandelt hat. Möglicherweise hat er auch eine astronomische Funktion gehabt, erklärte der Archäologe Nikolaus Franz.

Zwischen 2011 und 2017 wurden mittels luftbildarchäologischer und geomagnetischer Untersuchungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte, des Bundesdenkmalamtes sowie des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Virtuelle Archäologie die Überreste von insgesamt vier monumentalen Erdwerken aus der Jungsteinzeit im Boden des südlichen Gemeindegebiets von Rechnitz nachgewiesen.

Die zweitägige Kick-off-Veranstaltung für das Projekt wurde in Kooperation vom Land Burgenland mit der Gemeinde Rechnitz, dem Naturpark Geschriebenstein-Irottkö sowie der Landwirtschaftlichen Fachschule Güssing organisiert. Besucherinnen und Besucher konnten zum Beispiel Töpfern wie in der Jungsteinzeit. Steinzeitliche Landwirtschaft und urgeschichtliche Pfeil- und Bogentechnik standen ebenso auf dem Programm wie die Errichtung eines Lehmofens zum Backen der selbstgemachten Fladenbrote. „Die zahlreichen archäologischen Fundstellen im Burgenland sollen nicht nur dokumentiert und Stücke im Landesmuseum ausgestellt werden, mithilfe des Masterplans Archäologie soll Geschichte auch erlebbar werden“, so der Landeshauptmann: „Die ‚Tage der Kreisgrabenanlage‘ in Rechnitz bildeten den Startschuss für eines der Leuchtturmprojekte des Masterplanes Archäologie des Landes Burgenland.“

 

Bildquelle © Landesmedienservice Burgenland und Gemeinde Rechnitz

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